Die eine Schleuse ist stillgelegt, die andere steckt in der Planung fest.
Vertreter aus Wirtschaft und Kommunen sind in Sorge â und schlagen jetzt Alarm.
Von Björn Meine · Artikel aus der LVZ · 30. April 2022 · Seite 21
Akteure des Neuseenlandes fordern eine schnelle Fertigstellung und Reparatur von zentralen SchlĂŒsselprojekten des GewĂ€sserverbundes.
Denn mit denen geht es nach millionenschweren Investitionen der vergangenen Jahrzehnte nicht mehr voran. An der Baustelle fĂŒr den Harthkanal dreht sich zurzeit kein Rad. Die Kosten sind davongelaufen, die Landesdirektion Sachsen sowie der Bergbausanierer LMBV halten sich mit Statements zu Perspektiven der Verbindung zwischen Cospudener und Zwenkauer See zurĂŒck.
Der Kanal zwischen Störmthaler und Markkleeberger See ist wegen BöschungsschĂ€den und Rissen nahe der Kanuparkschleuse seit MĂ€rz vergangenen Jahres gesperrt und niemand weiĂ, wie es weitergeht.
Dem Zwenkauer See fehlt immer noch ein Meter zum Endwasserstand. Richtig schiffbar sind die GewĂ€sser des Neuseenlandes auch nicht. Nach einem Treffen im Kanupark Markkleeberg machten Vertreter von Industrie- und Handelskammer Leipzig (IHK), Kommunen und VerbĂ€nden am Freitag deutlich: Die viel versprechenden Investitionen in den Wassertourismus der Bergbaufolgelandschaft mĂŒssen zu Ende gefĂŒhrt werden, damit sie nicht verpuffen.
Damit gemeint sind nicht nur die erheblichen öffentlichen Mittel, die am Ende der Steuerzahler in die Region gepumpt hat. Auch Unternehmer haben im Vertrauen auf die Fertigstellung des GewĂ€sserverbundes viel Geld in die Hand genommen, wie IHK-GeschĂ€ftsfĂŒhrer Gert Ziener betonte. Der Leipziger Stadthafen zum Beispiel sei auch mit dem Ziel entstanden, Ausgangspunkt von Wassertouren an die verbundenen Seen zu werden. Am Markkleeberger und am Cospudener See hĂ€tten sich Personenschifffahrt und Ăbernachtungsgewerbe zwar sehr gut entwickelt, sagte Claus Mann, GeschĂ€ftsfĂŒhrer der Markkleeberger Entwicklungsgesellschaft fĂŒr Gewerbe und Wohnen (EWG), die die FlĂ€chen des Erholungsgebietes Markkleeberger See entwickelt und betreibt. âWas geschaffen wurde, muss nun aber auch erhalten werden.â Zumal etwa die Schleuse zwischen Störmthaler und Markkleeberger See weiter Geld kostet â auch wenn sie nicht in Betrieb ist. âDie Sonne muss wieder aufgehen ĂŒber dem Kanalâ, forderte Mann.
Seit Jahren keine Fortschritte bei Schiffbarkeit
âWir waren schonmal nahe dran, jetzt sind wir wieder ein StĂŒck weiter weg.â Die brachliegenden GewĂ€sserverbindungen seien von Beginn an zentraler Bestandteil der Landschaftsgestaltung im SĂŒdraum gewesen und zwingend nötig. Und dass dem 2015 ans Netz gegangenen Zwenkauer See weiterhin ein Meter zum Endwasserstand fehle, sei auch ein echtes Problem â weil viele Investitionen darauf ausgelegt seien, sagte Schulz. Ein Teil der Steganlagen könne nicht genutzt werden.
Und am Nordufer will der Seglerverband Sachsen eigentlich ein Segelzentrum bauen. âSegelsport ist die Vorstufe zum Tourismusâ, meinte VerbandsprĂ€sident Reinhard BlĂ€ser.
Es ist nicht das einzige Vorhaben, das davon abhĂ€ngt, ob und wie es weitergeht im und am Neuseenland. Die Stadt Markkleeberg plant eine Anlegestelle am Agra-Park, sagte die Markkleeberger BĂŒrgermeisterin Jana Thomas. Doch in der PleiĂe gibt es noch zu viele Störstellen.
FĂŒr Kritik sorgt auch, dass es seit Jahren keine Fortschritte bei der Schiffbarkeit gibt. âNatĂŒrlich wollen wir, dass sich auch die Natur hier entwickeltâ, sagte IHK-Mann Ziener.
Einigkeit herrschte aber darĂŒber, dass es gröĂere Bereiche geben mĂŒsse, in denen Motorboote zugelassen werden. âDas wurde auch im Landtag beschlossenâ, betonte Friedrich Richter vom Anglerverband Sachsen, der zahlreiche GewĂ€sser im Neuseenland bewirtschaftet. âAllein mit dem Ruderboot ist das nicht möglich.â
Nach 2027 wolle der Freistaat die so genannten Paragraf-4-Mittel auslaufen lassen, mit denen ehemalige Bergbauregionen saniert werden, erinnerte Wirtschaftsjournalist Helge-Heinz Heinker. Bis dahin ist noch viel zu tun, um das Neuseenland auf sichere FĂŒĂe zu stellen.
Von Björn Meine · Artikel aus der LVZ · 30. April 2022 · Seite 21
Gruppenfoto: © IHK zu Leipzig, Foto Hartkanal: André Kemptner

Vollendung statt Stillstand im Leipziger Neuseenland gefordert
âVerpuffen Investitionen im Neuseenland?â
Artikel aus der LVZ · Von Björn Meine · 30. April 2022 · Seite 21
Radiobeitrag des MDR Sachsen
| Regionalreport aus dem Studio Leipzig | 29. April 2022 | 16:30 Uhr |