Segler-Verband Sachsen e.V.

(SVS)

Segler gegen Trend!

Trotz oder gerade wegen Corona: Sach­sens Seg­ler wol­len sich dem in den ak­tu­el­len Sta­tis­ti­ken des Lan­des­sport­bun­des er­kenn­ba­ren Trend ent­ge­gen­stem­men und be­schlos­sen auf ih­rem Seg­ler­tag mu­ti­ge In­ves­ti­tio­nen in die Kin­der- und Ju­gend­ar­beit.
An­bei zur Be­wer­tung der ak­tu­el­len Si­tua­ti­on ei­ne Pres­se­in­for­ma­ti­on des PrĂ€­si­den­ten des LSB, Ulrich Franzen, und das heutige Interview der SĂ€chsischen Zeitung mit dem GeneralsekretĂ€r des LSB, Christian Dahms.
 

Presse­infor­mation des PrĂ€sidenten des LSB, Ulrich Franzen

Quelle: Sport fĂŒr Sachsen
Nach Jah­ren des be­stĂ€n­di­gen Wachs­tums ver­mel­det der Lan­des­sport­bund Sach­sen (LSB) in sei­ner dies­jĂ€h­ri­gen Be­stands­er­he­bung ei­nen leich­ten RĂŒck­gang an Sport­trei­ben­den. Die Zahl der in ei­nem Sport­ver­ein an­ge­mel­de­ten Men­schen sank um rund 20.000, das ent­spricht ei­nem Ver­lust von 2,9 Pro­zent.
Foto: Annegret MĂŒller
Ähn­lich wie in den Vor­jah­ren geht auch 2021 die An­zahl der im LSB or­ga­ni­sier­ten Ver­ei­ne leicht zu­rĂŒck: Im Ver­gleich zur letz­ten Er­he­bung gibt es elf Sport­ver­ei­ne we­ni­ger im Frei­staat. Ins­ge­samt sind so­mit 656.189 Mit­glie­der in 4.436 Ver­ei­nen sport­lich ak­tiv.

LSB-PrĂ€sident Ulrich Franzen resĂŒmiert: „Das ver­gan­ge­ne Jahr war so­wohl fĂŒr un­se­re Mit­glieds­ver­ei­ne als auch fĂŒr al­le sport­be­geis­ter­ten Men­schen in Sach­sen ei­ne noch nie da­ge­we­se­ne Her­aus­for­de­rung. An­ge­sichts der im­mer noch an­dau­ern­den Zwangs­pau­se fĂŒr den or­ga­ni­sier­ten Sport kön­nen wir al­len Be­tei­lig­ten nur un­se­ren aus­drĂŒck­li­chen Dank aus­spre­chen: Den Ver­ei­nen fĂŒr ih­re Dis­zi­plin bei der Um­set­zung der Co­ro­na-Schutz­maß­nah­men und Hy­gie­nebe­stim­mun­gen so­wie al­len Eh­ren­amt­li­chen, die mit gro­ĂŸer Krea­ti­vi­tĂ€t und viel Herz­blut kon­takt­lo­se sport­li­che Al­ter­na­tiv­an­ge­bo­te er­dacht und um­ge­setzt ha­ben. Be­son­ders po­si­tiv zu er­wĂ€h­nen sind zu­dem die zahl­rei­chen Mit­glie­der, die auch in Zei­ten der Un­ge­wiss­heit ih­ren Ver­ei­nen die Treue hal­ten.“

Be­sorgt zei­gen sich die Sport­dach­or­ga­ni­sa­ti­on und ih­re Ver­tre­ter je­doch mit Blick in die Zu­kunft: Wie be­reits Anfang des Monats berichtet, keh­ren vor al­lem Kin­der dem Ver­eins­sport den RĂŒ­cken. So ent­fal­len bei dem Mit­glie­der­ver­lust von knapp 20.000 Per­so­nen cir­ca 13.000 auf die Al­ters­grup­pe von 0 bis 14 Jah­ren. „Das ist ein deut­li­ches Zei­chen an die Po­li­tik, vor al­lem den Kin­der- und Ju­gend­sport so schnell wie mög­lich wie­der zu öff­nen“, so Ul­rich Fran­zen. Der LSB-PrĂ€­si­dent gibt au­ĂŸer­dem zu be­den­ken, dass der Stich­tag fĂŒr die Be­stands­er­he­bung der 1. Ja­nu­ar 2021 war: „Seit­dem ha­ben wir wei­te­re Wo­chen des Still­stands oh­ne jeg­li­che Öff­nungs­per­spek­ti­ve zu ver­zeich­nen. Die So­li­da­ri­tĂ€t der sĂ€ch­si­schen Sport­fa­mi­lie ist groß, kann aber nicht un­be­grenzt stra­pa­ziert wer­den. Wenn wir auch in Zu­kunft die ĂŒber Jah­re ge­wach­se­nen Ver­eins­struk­tu­ren nut­zen und von ih­nen pro­fi­tie­ren wol­len, muss die Lan­des­re­gie­rung jetzt han­deln!“
Der LSB hat 2021 zum ers­ten Mal in sei­ner Be­stands­mel­dung auch Ver­eins­mit­glie­der er­ho­ben, die sich we­der dem mĂ€nn­li­chen noch dem weib­li­chen Ge­schlecht zu­ge­hö­rig fĂŒh­len.
Ins­ge­samt 13 sĂ€ch­si­sche Sport­trei­ben­de sind in der Ka­te­go­rie „di­vers“ er­fasst.


Interview der SÀchsischen Zeitung mit dem GeneralsekretÀr des LSB, Christian Dahms.

„Den Re-Start hinzukriegen, wird nicht einfach“

Landessportbund-Chef Christian Dahms spricht ĂŒber Corona-Folgen und seinen Wunsch, wie es weitergehen könnte. (aus SĂ€chsischer Zeitung vom 18.02.2021)

Herr Dahms, der Lockdown gilt weiter, fĂŒr GeschĂ€fte, Restaurants, Hotels, Kultur und auch den Sport. Was sagen Sie, was sagt der Landessportbund dazu?

Leider mĂŒssen wir feststellen, dass sich fĂŒr den Sport gar nichts verĂ€ndert hat, und ich sage ganz klar: Das ist fĂŒr mich und alle, die wir den Sport vertreten, kein schönes GefĂŒhl. Ich halte das fĂŒr eine harte, einschneidende Maßnahme, dass der Lockdown in diesem Maße weitergeht, insbesondere fĂŒr Kinder, Jugendliche und Senioren.

Im Vorfeld der Bund-LĂ€nder-Beratung hatte die Sportministerkonferenz eine Lockerung gefordert. Haben Sie die BeschlĂŒsse, die dann komplett am Sport vorbeigegangen sind, kalt getroffen?

Es gab Signale im Vorfeld. Was ich aber als besonders Ă€rgerlich empfinde, ist die Ignoranz der Empfehlungen der Sportministerkonferenz. Es gab die ganz klare Empfehlung, dass der Sport bei der Beratung in der vergangenen Woche mindestens mit ins KalkĂŒl der Entscheidungen einbezogen werden soll. Dass so etwas dann komplett negiert wird, ist schwer hinnehmbar und noch schwerer zu verstehen.

Der Draht des Landessportbundes zum Innenminister ist kurz. Haben Sie nachgehakt?

Der Innenminister, in dessen Verantwortungsbereich der Sport fĂ€llt, steht voll hinter den BeschlĂŒssen der Sportministerkonferenz. Eine explizite ErklĂ€rung fĂŒr uns gibt es nicht. Die Inzidenzzahlen sind weiterhin das alles ĂŒbertreffende Merkmal. Es war am Anfang der zweiten Welle mal die Rede von einer Inzidenz 100, dann 50. Jetzt sind wir bei 35. Es wird immer schwieriger, das den Sporttreibenden begreifbar zu machen. Einzelne Bereiche werden mit Verweis auf Hygieneregeln jetzt wieder geöffnet. Hygienekonzepte haben die Sportvereine ĂŒberwiegend auch. KindergĂ€rten und Grundschulen sind seit dieser Woche wieder offen, die SportplĂ€tze bleiben geschlossen.

Können Sie das verstehen?

Das ist eine sehr schwierige Diskussion, die selbst fĂŒr Erwachsene kaum noch nachzuvollziehen ist. Das Kindern zu erklĂ€ren, ist nahezu unmöglich. Sie sind am Vormittag zusammen in einer Schulklasse, dĂŒrfen am Nachmittag aber nur einen anderen Haushalt treffen, und gemeinsam Sporttreiben im Verein ist gar nicht möglich.

Welche Signale erhalten Sie aus den Vereinen, von der Sport-Basis?

Die Bandbreite an Reaktionen ist riesig und reicht von der Forderung, dass wir als Landessportbund den Freistaat Sachsen verklagen sollen, bis zu VerstĂ€ndnis fĂŒr die Maßnahmen – verbunden mit einer großen Frage: Wann dĂŒrfen wir wieder loslegen? Die Vereine warten auf eine RĂŒckmeldung, auf eine Perspektive fĂŒr die nĂ€chsten Wochen. Die Klage-Forderung ist vermutlich keine Option fĂŒr den Landessportbund.

Was antworten Sie also den Vereinen?

ZunĂ€chst mĂŒssen wir eines festhalten: Das Oberverwaltungsgericht hat bereits entschieden, dass auch Kinder- und Jugendsport nicht stattfinden kann. Das ist also gar nicht einklagbar. Ohnehin ist es nicht so, dass der Landessportbund mal eben den Freistaat verklagen kann. Gleichwohl geht es fĂŒr uns darum, die Landespolitik immer wieder darauf hinzuweisen, sich mit dem Thema vereinsbasiertes Sporttreiben auseinanderzusetzen. Wir wollen und brauchen Signale, wann und unter welchen Bedingungen es fĂŒr uns weitergeht. Da reden wir zunĂ€chst ĂŒber Sport im Freien. Und auch da gibt es Fragen wie beispielsweise diese, ob die Hygienekonzepte vom SpĂ€tsommer und Herbst jetzt immer noch gelten.

Wann, denken Sie, könnte es soweit sein?

Wenn wir Ende MÀrz ins Auge fassen könnten, dann bin ich mir sehr sicher, dass viele in den Vereinen alles tun werden, ein sicheres, der Pandemie-Lage entsprechendes Angebot auf die Beine zu stellen.

Fehlt dem Sport in Sachsen eine Lobby?

Das sehe ich nicht so. Momentan ist die Lage doch so, dass sich die verschiedensten Bereiche zu Wort melden: Handel, Gastronomie, Hotelbranche, Kultur und SoloselbststÀndige. Jeder schickt seinen Lobbyisten los, und dass die nicht alle gleichbehandelt werden können, ist uns bewusst. Trotzdem ist es nicht so, dass wir keine Lobby haben. Andere sind halt deutlich lauter.

Ist das ein Aufruf an die Sportvereine?

Ganz klar nein. DafĂŒr gibt es uns als Dachorganisation. Und ob alles laut stattfinden muss, möchte ich auch infrage stellen. Wir fĂŒhren viele GesprĂ€che mit EntscheidungstrĂ€gern – nicht nur im Hinterzimmer, sondern direkt. Wenn jeder unserer 4.500 Vereine selbst aktiv wird, haben wir zwar viele Wortmeldungen, doch die Wirkung bezweifle ich. DafĂŒr sind wir da, dafĂŒr setzen wir uns ein. Nur geht es nicht immer von heute auf morgen. Fakt ist: Die Vereine verlieren an Mitgliedern. 20.000 Austritte zum Jahresende 2020 hat der Landessportbund zu konstatieren, davon allein 13.000 in der Altersklasse bis 14 Jahre.

Ein alarmierendes Zeichen?

Absolut. Mit den Kindern gehen uns zum einen diejenigen verloren, die wir in Zukunft brauchen, um die Sportvereine am Leben zu erhalten. Zum anderen sind es gerade die Kinder, die in ihrer gesamten körperlichen, geistigen und sozialen PrĂ€gung ein StĂŒck weit auch vom Sport partizipieren. Das kann nicht gut sein.

FĂŒrchten Sie weitere Folgewirkungen der Corona-Pandemie?

Diese Mitgliedererhebung ist ja tatsĂ€chlich nur das Bild, das wir zum Ende des Jahres 2020 haben. Mittlerweile sind sechs Wochen im neuen Jahr um, und der Lockdown hĂ€lt an. Die Zahl wird sich also vermutlich um einiges vergrĂ¶ĂŸern. Zumal wir ja auch nicht mit hundert Prozent wieder anfangen werden. Gerade der Hallensport bleibt sehr wahrscheinlich auch im April, Mai und Juni ein schwieriges Thema. Statistische Zahlen sind das eine, und nicht jeder tritt gleich aus dem Verein aus.

Experten warnen, dass die körperlich-seelischen Folgen viel dramatischer sein werden. Was meinen Sie?

Dass Kinder unter Bewegungsmangel leiden, ist hinlĂ€nglich bekannt. Diese Entwicklung wurde jetzt mit den Auswirkungen der Pandemie noch intensiviert. Doch es trifft nicht nur Kinder und Jugendliche, sondern auch die Senioren. FĂŒr die Vereine wird es die große Herausforderung, an diese Altersgruppen wieder heranzukommen und denen glaubhaft darzustellen, dass Sport im Verein sicher ist. Den Re-Start gerade fĂŒr diese Gruppen im Sport hinzukriegen, wird nicht einfach.

Was stimmt Sie zuversichtlich?

Ganz viele sich solidarisch zeigende Vereinsvertreter, die uns immer wieder mitteilen, dass sie die Corona-Regeln akzeptieren, aber in den Startlöchern bereitstehen. Der Verein ist der Kit der Gesellschaft, und das Leben dort ist eben nicht nur die reine Bewegung, das ist auch soziale Gesundheit und psychisches Wohlbefinden.

Welchen Wunsch, welche Forderung haben Sie an die Landespolitik?

Wir haben jetzt lesen mĂŒssen, dass es mit dem Osterurlaub in Sachsen schwierig wird. Wenn wir im April in der Lage wĂ€ren, uns einer langsamen Öffnung des Sports zuzuwenden, wĂ€re das ein tolles Zeichen. Bis dahin ist noch etwas Zeit, die Inzidenzzahlen weiter nach unten zu drĂŒcken. Dann lassen sich, rein witterungsbedingt, auch die SportstĂ€tten draußen wieder gut nutzen.

Das Interview fĂŒhrte Tino Meyer mit Christian Dahms, dem GeneralsekretĂ€r des LSB.