Bald kleine Kieler Woche in Leipzig?
HANNA GERWIG in der LVZ vom 2.7.2019
LEIPZIG. Gut zwei Monate ist er im Amt und hat schon große Pläne. Reinhard Bläser, neu gewählter Präsident des Segler-Verbands Sachsen (SVS), will den Segelsport in ganz Mitteldeutschland – und speziell in der Gegend um Leipzig – attraktiver machen. In nur einem Jahr möchte er in Kooperation mit Kommunen und Vereinen aus Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt eine „Mitteldeutsche Segelwoche“ auf die Beine stellen, die im September 2020, pünktlich zur World Canals Conferenz in Leipzig, erstmals stattfinden soll.
Organisiert werden soll das Ganze dezentral mit Veranstaltungen und Wettkämpfen an Seen innerhalb der drei Bundesländer. Angedacht ist dabei, dass jeder Verein selbst etwas auf die Beine stellt – auch um Eifersüchteleien zu vermeiden. „Natürlich wird sich das je nach Ort unterschiedlich entwickeln.
Der eine kann mehr investieren, der andere weniger“, sagt Bläser. Insgesamt sieht er in der Ausrichtung der Regatten aber die Chance, die lokale Wirtschaft und den Tourismus rund um die Seen anzukurbeln sowie auch Vereine und Mitglieder zu fördern. „Vielleicht nur auf kleiner Ebene. Aber das macht für uns schon einen Unterschied“, so der SVS-Präsident.Segler-Nachwuchs auf dem Cospudener See: Im Rahmen der Lipsiade fanden Wettfahrten um die Landesjugendmeisterschaft statt. Regie führte der Cospudener Yacht Club Markkleeberg in Zusammenarbeit mit dem Seglerverein Leipzig. | Foto: Toni Oehmigen
Leipzig gehört ein Stückchen Zwenkauer See
Bläser selbst ist Leipziger, sein Boot liegt am Yacht Club am Cospudener See. In seiner Position als Landesvertreter der Segler hat er sein Auge aber noch auf ein ganz anderes Fleckchen Wasser geworfen – und zwar auf das Nordufer am Zwenkauer See. Dort plant der SVS langfristig ein Landesleistungszentrum. Das bewilligt zu bekommen,
gestaltet sich aber schwierig, denn das Nordufer wurde nicht wie die restlichen 80 Prozent des Sees von Zwenkau zum Gemeingebrauch freigegeben – es ist gar nicht Teil der Kleinstadt. „Kein Leipziger weiß, dass ihm eigentlich ein Stückchen Zwenkauer See gehört“, sagt Bläser. Er will jetzt mit der Messestadt über den Standort verhandeln und hat deshalb ein Treffen mit Sportbürgermeister Heiko Rosenthal vereinbart.
Erst mal soll es nur um eine Sondergenehmigung für zwei Tage im Oktober 2019 gehen, für die Sächsische Vereins-Meisterschaft im Segeln. Wenn dabei alles gut läuft, hofft Bläser auf einen dauerhaften legalen Zugang für alle sowie Parkplätze in Ufernähe. „Der Zwenkauer See ist zum Segeln das attraktivste Gewässer, das wir hier haben.“ Das liege sowohl an der Größe des Sees als auch an seiner Trichterform im westlichen Bereich, die für sämtliche Windsportarten sehr gute Bedingungen biete.
Segelvereine im Osten haben Nachwuchssorgen
Insgesamt wünscht sich der SVS-Präsident, gerade unter jungen Leuten, mehr Zulauf. Im Gegensatz zum Westen gebe es nur wenige alte Vereine. „Und deshalb auch keine gewachsene Infrastruktur von Seglerfamilien, obwohl sich die Seenfläche nach der Wende verdreifacht hat“, bedauert Bläser, der deshalb gern Kurse an Schulen etablieren würde. Ihm ist klar, dass er mit all seinen geplanten Projekten in den nächsten Jahren alle Hände voll zu tun haben wird. Zu seinem Glück sei er Rentner, sagt Bläser. Anders sei die Fülle an Aufgaben auch nicht zu bewältigen.
HANNA GERWIG in der Leipziger Volkszeitung vom 2.7.2019 Seite 31