Premiere im Lausitzer Seenland
Die Zukunft im Segelsport nimmt neuen Kurs
Erstmalig â deutschlandweit segelten eine nationale und eine paralympische Bootsklasse gemeinsam auf einer Regattabahn
Geierswalde. Der 1. Wassersportverein Lausitzer Seenland e.V. (1. WSVLS) hat die diesjĂ€hrige Lausitzer Seglerwoche von 4. â 14. Juni als Gastgeber und Veranstalter ausgerichtet. Traditionell wurden an zwei aufeinanderfolgenden Wochenenden, Segelregatten auf hohen sportlichem Niveau durchgefĂŒhrt.
Innerhalb der Lausitzer Seglerwoche 2015 fanden die 3. Internationale Deutsche Meisterschaft (IDM) â SONAR und der Lausitzpokal der OstsĂ€chsischen Sparkasse Dresden â IXYLON vom 4.-7.Juni 2015, sowie die 15. Segelregatta âGoldener Geierâ vom 12. bis 14. Juni 2015 statt.
Die Entwicklung des Lausitzer Seenlandes zu einer attraktiven Wassersport- und Tourismusregion schreitet voran. Langersehnte Visionen werden RealitĂ€t und der Geierswalder See als relativ junges Segelrevier hat sich inzwischen zu einer bekannten Adresse, ja zu einem beliebten Austragungsort fĂŒr hochkarĂ€tige Wassersportveranstaltungen entwickelt. Der 1. Wssersportverein Lausitzer Seenland e.V. hat seit der Premiere im Seenland â Austragung der 1. Deutschen Meisterschaft im Segeln 2010 viele positive Wertungen erfahren dĂŒrfen, optimierte seine Vereinsarbeit, meisterte weitere neue Herausforderungen und ihm ist es gelungen, ein auĂergewöhnliches Projekt ins Leben zu rufen.
Der nunmehr ĂŒber 200 Mitglieder zĂ€hlende Verein hat sich durch engagierte und kontinuierliche Arbeit, durch BestĂ€ndigkeit und Nachhaltigkeit seit dem Jahr 2013 zu einen der gröĂten Vereine in Sachsen entwickelt.
Das Jahr 2014 war geprĂ€gt von einem gravierend neuen Gedanken, den Segelsport fĂŒr Menschen mit und ohne Handicap â auch am Geierswalder See â zu ermöglichen. Clemens Kraus (Vereinsvorstandsmitglied - Projektleiter Inklusion) brachte diesen Gedanken aus bereits gewonnenen Erfahrungen des Segelclubs Prien am Chiemsee in Bayern mit nach Geierswalde und stellte sein Konzept dem gesamten Wassersportverein vor. Der eindeutige Beschluss aller Vereinsmitglieder: âJaâ zum Projekt â Segeln von Sportlern mit und ohne Handicap. So entstand gemeinsam das Projekt âWir sind Wir â Inklusion im Segelnâ. Diesem ging unter viel Engagement des Initiators und Projektleiters Clemens Kraus unzĂ€hlige Kleinarbeit im Vorfeld voraus. Es wurde enormes geleistet, ehe alles etabliert war U.a. die Lobbyarbeit und Sponsorensuche. Es konnten als Schirmherr Markus Ulbig (Staatsminister d. Inneren Sachsen) und als Paten Detlef MĂŒller Böhling, Wojtek Czyz und Jochen SchĂŒmann fĂŒr das Projekt gewonnen werden. Rund 21.000 km per Auto, Flugzeug oder Schiff wurden im Rahmen des Projektes zurĂŒckgelegt.
Nun war es soweit â die erste praktische Umsetzung folgte zur 9. Lausitzer Seglerwoche.
Erstmalig in Deutschland ist eine nationale und paralympische Bootsklasse gemeinsam auf einer Regattabahn gesegelt. Das bedeutet fĂŒr das Lausitzer Seenland eine ganz besondere Premiere. Das damit erzeugte Interesse der Lausitzer Seglerwoche ist daher in Politik, Wirtschaft und Sportvereinen eine andere, wie in den Vorjahren. In der paralympischen Bootsklasse SONAR haben neben internationalen auch die deutschlandweit besten Segler teilgenommen. Darunter auch MedaillentrĂ€ger paralympischer Spiele, Welt- und Europameister. Das Starterfeld der IXYLON-Klasse bestand hauptsĂ€chlich aus nationalen Sportlern, die um den begehrten Lausitzpokal der OstsĂ€chsischen Sparkasse Dresden und um den Titel âLandesmeister Sachsenâ kĂ€mpften.
FĂŒr den 1. WSVLS ist die Ausrichtung der IDM eine besondere Ehre, aber auch Verpflichtung zugleich. Insbesondere da der Verein im letzten Jahr zum 5. TrainingsstĂŒtzpunkt des Sailingteam Germany Academy (Inklusion im Segelsport) berufen wurde. Mit diesem Vereinsprojekt âWir sind Wirâ hat sich der Verein der Förderung des Segelsports Menschen mit und ohne Handicap verschrieben.
FederfĂŒhrend sei dabei Clemens Kraus (als Projektverantwortlicher Inklusion und Vorstandsmitglied des 1. WSVLS) gebĂŒhrend genannt. Die Lausitzer Seglerwoche ist ein Event, das in Sachsen in dieser Form und GröĂe einmalig ist. Die Region Lausitzer Seenland wird regional, national wie international wĂŒrdig reprĂ€sentiert und vertreten. Die Teilnehmerzahlen, der vergangen Jahre mit 140 Booten bestĂ€tigen dies. Die Erwartungen in diesem Jahr waren Ă€hnlich hoch gesteckt und stellten den 1. WSVLS wie jedes Jahr wieder vor neue Herausforderungen. Durch die Teilnehmer der Bootsklasse SONAR mussten u.a. alle Wege, ZugĂ€nge und der SanitĂ€rbereich barrierefrei gestaltet werden. Ebenso wurde fĂŒr die Boote ein Kran benötigt, da der SONAR ins Wasser gehoben werden muss.
Der Sonar ist ein Kielboot (LÀnge 7m, Breite 2,40 m, Gewicht 950 kg, SegelflÀche 23,2 qm). Auf Grund seiner Bauart eignet er
sich besonders fĂŒr Segler mit Handicap. Durch das groĂe Cockpit lassen sich verschiedenste Anpassungen fĂŒr die ehandicapten
Segler vornehmen. Der Sonar ist eine paralympische Bootsklasse. Stellvertretend fĂŒr die paralympischen Athleten gab Siegmund Mainka (kurz âSiggiâ genannt) folgenden Standpunkt weiter : âWir fĂŒhlen uns sehr wohl hier, sind aufgenommen wie in einer Familie. Die gute Zusammenarbeit, die ganze AtmosphĂ€re und die reibungslose Organisation - alles super. GroĂer Dank an die Regattaausstatter. Wir kommen gern wieder!â Er hat mit seinem Team Robert Prem und Christian Bauer die Bronzemedaille in der paralympischen Bootsklasse SONAR erkĂ€mpft.
Gemeinsam mit Clemens Kraus besuchen sie Reha-Schulen und Kinderheime. Durch VortrĂ€ge und Road-Show des Projektes âWir sind Wir â Inklusion im Segelnâ motivieren sie Jugendliche, Sport zu treiben und insbesondere das Interesse am Segelsport zu wecken.
Durch diese gezielte Ăffentlichkeitsarbeit ist es schon gelungen, Jugendliche â geprĂ€gt durch SchicksalsschlĂ€ge âsie aus ihrer depressiven Stimmung zu holen und ihre körperliche BeeintrĂ€chtigung zu akzeptieren.
Alles ist machbar, der 1. WSVLS e.V. ist als Regattaveranstalter national und international bekannt und hat erneut durch das âIXYLONâ- und âIDM-SONARâ Wochenende mit Bravour bewiesen, dass er solche Events in der erwarteten QualitĂ€t ausrichten kann. Herzlicher Dank an dieser Stelle allen beteiligten Vereinsmitgliedern, den regionalen Partner und Sponsoren- welche eine starke Basis fĂŒr die erfolgreiche Umsetzung ist und bleibt. Ohne die tatkrĂ€ftige UnterstĂŒtzung der Sponsoren und Förderer wĂ€ren solche hochkarĂ€tigen Sportevents nicht durchfĂŒhrbar. Dabei gilt besonderer Dank Frank Hirche (CDU) sĂ€chsischer Landtagsabgeordneter und aktiver UnterstĂŒtzer des Projektes âWir sind Wirâ â Inklusion im Segelsport.
Die Regatta startete mit anfÀnglichen Windproblemen. Startverschiebungen standen auf der Tageordnung. Die Wettfahrtleitung um Konrad Sagebiel hatte die Situation jedoch stets im Griff. In den Mittagsstunden begann der Wind aufzufrischen, und die ersten Wettfahrten konnten gestartet werden.
WĂ€hrend die Aktiven auf dem Wasser waren, fand auf dem Land der Sponsorentreff des 1. WSVLS statt. Die geladenen GĂ€ste aus Politik und Wirtschaft informierten sich ĂŒber die aktuellen und zukĂŒnftigen Projekte des Vereins. Insbesondere das Projekt âWir sind Wirâ und die anstehende Planung der Bebauung des Vereinsareals mit einen Vereinsheims waren von groĂem Interesse. Unter den anwesenden war auch Dr. Jens Tusche (PrĂ€sident d. SĂ€chs. Seglerverbandes), der sich vor Ort ĂŒber die aktuelle Situation informierte.
Alle drei Wettkampftage waren geprĂ€gt von mĂ€Ăigen Wind (2-3 Bft.), Sonne und Temperaturen von ĂŒber 30 Grad. FĂŒr die Teilnehmer, wie fĂŒr den Veranstalter was das keine einfache Situation. Abgerundet wurde das Ganze durch gesellige Abendveranstaltungen fĂŒr jedermann.
Der Lausitzpokal als offene sĂ€chsische Landesmeisterschaft in der Bootsklasse IXYLON wurde feierlich ĂŒbergeben an:
Ăbersicht der Sieger:
Bootsklasse Platz Name Verein
IXYLON Lausitzpokal 1 Steffen Rach/Antje Weichet SCK
SONAR 1 Ulrich Libor/Bernd Zirkelbach/JĂŒrgen Freiheit SCBo/YCBG/VBS
Am darauf folgenden Wochenende hatte die Jugend ihr GroĂes Segelevent.
Zum nunmehr â15. Goldener Geierâ im Rahmen der 9. Lausitzer Seglerwoche gingen 89 Boote mit 140 Sportseglern an den Start. Mittlerweile traditionell starten beim âGoldenen Geierâ die Bootsklassen Opti, Cadet, Europe und 420âiger. Der CECC, eine
Regattaserie der Cadet-Klasse, bescherte dem âGoldenen Geierâ Teilnehmer aus Ungarn und Tschechien. Der âGoldene Geierâ stellt fĂŒr den Kinder- und Jugendsegelsport eine feste GröĂe im Veranstaltungskalender dar. Es ist eine spezielle Regatta, wettertechnisch wie organisatorisch. Vier Bootsklassen zur gleichen Zeit auf dem Wasser, verlangen von Jury und Wettkampleistung einiges ab. Diese enormen Anforderungen wurden gemeistert. Am Samstag fand witterungsbedingt eine Schwachregatta statt mit nur 2 Wettfahrten. Durch ein aufkommendes Gewitter wurde die Regatta vorsorglich abgebrochen. Am
Sonntag wurden bei guten WindverhĂ€ltnissen vier Wettfahren durchgefĂŒhrt. Dieser Segelevent kann als gelungen eingeschĂ€tzt
werden. Stetig steigende Teilnehmerzahlen und die internationale Beteiligung stÀrkt den 1. WSVLS und damit das junge Segelrevier Lausitzer Seenland.
Der 1. WSVLS hat sich drei groĂe Aufgaben gestellt: die Kinder- und Jugendarbeit, die Ausrichtung der WettkĂ€mpfe und Regatten, sowie das Projekt â Wir sind Wirâ â Inklusion im Segelsport. Gerade der Nachwuchsarbeit federfĂŒhrend mit Jugendtrainerin Christel HĂŒlĂ wird gröĂte Aufmerksamkeit geschenkt und nimmt einen hohen Stellenwert in der Vereinsarbeit ein. Bereits mit 6 Jahren starten die Kinder oft einen Schnupperkurs im Segeln.
Ist einmal das Interesse geweckt und die Begeisterung fĂŒrs Segeln entfacht, wird bei zuverlĂ€ssiger UnterstĂŒtzung der Eltern und intensivem Training im Verein â bald ein motivierter Segelnachwuchs herangebildet. Das sind die Deutschen Meister von morgen.
Folgende Ergebnisse beim âGoldenen Geierâ 2015:
Ăbersicht der Sieger:
Bootsklasse Platz Name Verein
Optimist 1. Paula Claus SSH
Europe 1. Pascal Helbig SCZ
Cadet 1. Marc Dörflel/Nina Clajus RSN
420 1. Paulina u. Richard Struthoff 1. WSVLS
Blick in die Zukunft:
In Auswertung dieses Wochenendes hat das relativ junge Segelrevier Lausitzer Seenland ein Ă€uĂert positives Feedback erfahren dĂŒrfen. Die Teilnehmer der absolvierten Regatta bestĂ€tigten den Organisatoren, dass sie die bestorganisierte Regatta der letzten Jahre erlebt haben. Lob & Anerkennung fĂŒr die Vereinsspitze mit dem motivierten Mitgliederstamm, welche in unzĂ€hligen Stunden im Ehrenamt das gesamte Paket der Vorbereitung, der Organisation und DurchfĂŒhrung hĂ€ndelten und meisterten. Eine Anerkennung zu erfahren, dieses Wochenende war wie eine âKleine Kieler Wocheâ ist der Beweis dafĂŒr, dass der 1. WSVLS auf dem richtigen Kurs ist. Es kamen Anfragen fĂŒr 2016 â Wiederholung der IDM-SONAR und Anfragen fĂŒr 2018 fĂŒr die Internationalen Meisterschaften fĂŒr alle paralympischen Bootsklassen hier vor Ort durchfĂŒhren zu können. Aufgrund dieser Anspornes und der sich abzeichnenden Entwicklung fokussiert der 1. WSVLS auf die Bebauung des GrundstĂŒckes mit dem Anspruch, Heimat fĂŒr Kinder- und Jugendliche, Freizeit â und Breiten- sowie Leistungssportler im Erwachsenenbereich und nicht zuletzt fĂŒr Menschen mit Behinderung zu sein. Der Aufbau eines solchen Leistungszentrums vor Ort mit der Schaffung der notwendigen Infrastruktur steht nun auf der Tagesordnung des 1. WSVLS.
Dieses Leistungszentrum, das bis dato deutschland- und europaweit einmalig wĂ€re, soll eine FlĂ€che von ca 1.000 Quadratmetern umfassen. Dazu u.a. mit Mehrzweckhalle, BĂŒro-, Schulungs-, Gemeinschafts- und Reha-RĂ€umen, nebst Arztzimmer und UnterkĂŒnften.
Mit dem groĂartigen Projekt âWir sind Wirâ wird der Inklusionsgedanke im Segeln in Sachsen vorangebracht und am Regattawochenende 4. bis 7.Juni 2015 erstmalig praktiziert. Inklusion bedeutet Zusammenleben von Menschen mit und ohne Handicap. Denn kaum eine Sportart wie das Segeln bietet Menschen mit und ohne Handicap so viele Möglichkeiten, den Sport gemeinsam auszuĂŒben und sich chancengleich und auf Augenhöhe zu messen. Das hat sich der 1. WSVLS auf die Fahnen geschrieben.
Zusammenfassung:
Aus Sicht des Veranstalters war die 9. Lausitzer Seglerwoche ein voller Erfolg. Die Ausrichtung der 3. IDM SONAR war fĂŒr den 1. WSVLS eine völlig neue Erfahrung. Insbesondere die Schaffung einer barrierefreien und behindertengerechten Infrastruktur auf dem RegattagelĂ€nde nahm viel Zeit in Anspruch. Aber der Aufwand hatte sich gelohnt. Die paralympischen Athleten hatten schon bei der Ankunft gemerkt, dass man hier mit Herzblut unterwegs ist. Schnell einwickelte durch persönliche GesprĂ€che, und auch durch die Abendveranstaltungen, ein Miteinander und ein beiderseitiges ZugehörigkeitsgefĂŒhl.
Beim 15. âGoldenen Geierâ war bemerkenswert die hohe nationale und internationale Beteiligung, sowie die damit erzielte Förderung des Nachwuchssegelsportes.
Klaus Wiegmann (Vorsitzender des 1.WSVLS e.V.) zieht folgendes ResĂŒmee: Der 1. WSVLS hat durch die 9. Lausitzer Seglerwoche aussagefĂ€hige Referenzen fĂŒr seine BefĂ€higung als Ausrichter von Regatten mit nationaler und internationaler Beteiligung erneut erworben. Mit dem Erwerb von Eigentum am VereinsgelĂ€nde im FrĂŒhjahr 2015 ist das Fundament fĂŒr den Ausbau eines wĂŒrdigen Regatta- und Trainingsstandortes gelegt. FunktionsgebĂ€ude und Halle sind in Planung. Das nĂ€chstgesteckte Ziel ist die Nutzung des neuen funktionsgerechten GebĂ€udes, wenn möglich im Rahmen der Lausitzer Seglerwoche 2017 und damit die Abschaffung aller provisorischen Ăbergangslösungen.
Es wird angestrebt: Die gezielte Förderung gilt dem paralympischen Segelsport und der Qualifikation von Kadern fĂŒr die olympischen bzw. paralympischen Wettbewerbe im Jahr 2024. Das gemeinsame Handeln ist auf Langlebigkeit und Zielstrebigkeit ausgerichtet.
Die âLausitzer Riveraâ vom Tagebausee zum Leistungszentrum im Wassersport ist keine Vision mehr, sondern wird durch hochkarĂ€tige Wassersportveranstaltungen umgesetzt, durch neue Projekte nachhaltig belebt und mit zukunftstrĂ€chtigen Vorhaben
ausgebaut.
Christine Primpke (Freier Mitarbeiter WochenKurier Hoyerswerda â zustĂ€ndig fĂŒr den Bereich Lausitzer Seenland, Hagen Busch -Presse- u. Ăffentlichkeitsarbeit 1. WSVLS