Segler-Verband Sachsen e.V.

(SVS)

Segeltörn Rund Schottland 2011

Törnbericht sĂ€chsischer und thĂŒringischer Segler:
Ende Mai 2011 starteten 8 Segler aus sĂ€chsischen und thĂŒringischen Vereinen rund um den Skipper Dr. Stephan Großwig (SSGR) in Bergen/Norwegen zu einem Törn, der sie in 17 Tagen ĂŒber insgesamt 1.356 sm fĂŒhren sollte. Der Weg ging ĂŒber die Nordsee nach Schottland, durch dem Caledonischen Kanal, den Minch, den Nordatlantik und Scapa Flow/Pentland Firth, um abschließend wieder in Bergen zu enden.

Der Start in Bergen verlief recht rau, mit Winden aus SSW in einer StĂ€rke von 6 bis 7 Bft, Böen bis 9 Bft und entsprechender Welle. Ein Großteil der Besatzung nahm dies zum Anlass, doch erst einmal intensiv ĂŒber den eigentlichen Sinn des Lebens nachzudenken. Nach knapp 31 Stunden Fahrzeit waren bereits die Shetlands erreicht und die Möglichkeit einer Verschnaufpause ĂŒber Nacht im sicheren Hafen gegeben. Dies war auch bitter nötig, sollten doch die folgenden 300 sm bis Inverness wieder ausreichend Heraus-forderungen bereit halten.

Bei zunĂ€chst guten, spĂ€ter abflauenden Winden aus der "falschen" Richtung SW verfing sich in der Nacht zum 31. Mai ein ca. 100 m langes Tau in der Schraube. Leider konnte dieses nicht vollstĂ€ndig entfernt, sondern nur gekappt werden. In der Folge war die Maschine nur noch begrenzt einsetz- und belastbar, ein RĂŒckwĂ€rtsgang faktisch nicht mehr vorhanden. Bei stark zunehmenden Winden, einsetzendem Schietwetter und Gegenströmungen brach ca. 6 Stunden vor dem Erreichen von Inverness auch noch die Fockschot. Trotz zĂŒgigem Einholen des Vorsegels konnte ein Reißen des Unterlieks nicht vermieden werden.
Nun geriet der ursprĂŒngliche Zeitplan ein wenig aus den Fugen. Ein Segelmacher wurde in Oban, auf der anderen Seite Schottlands, ausgemacht. Im Mietwagen und mit Segel im GepĂ€ck machten sich zwei Crewmitglieder auf die Reise. Gleichzeitig wurde die Yacht, eine Beneteau First 47.7, ausgekrant, um den Schaden an der Schiffsschraube zu begutachten. Er erwies sich zum GlĂŒck als kurzfristig reparabel, so dass der Törn fortgesetzt werden konnte.
Weiter ging es nun durch den Caledonischen Kanal, der ĂŒber 97 km quer durch Schottland fĂŒhrt. Er wurde von 1803 bis 1822 gebaut, wobei nur rund ein Drittel kĂŒnstlich geschaffen wurde. Als natĂŒrliche GewĂ€sser wurden u. a. der River Ness, Loch Dochfour, Loch Ness, Loch Oich, Loch Lochy und Loch Linnhe genutzt. Neunundzwanzig Schleusen gleichen die Höhenunterschiede aus.
In Fort Augustus am Loch Ness stießen die beiden "LandgĂ€nger" mit dem reparierten Vorsegel wieder zur Crew.
Auf dem anschließenden Weg durch den Minch zu den Äußeren Hebriden hatte der Wind auf NO gedreht. Nachdem sich die Maschine nicht starten ließ, wurden korrodierte Kontakte als Ursache ausfindig gemacht und als Folge dessen der Starterknopf kurzgeschlossen.

Das Wetter war wieder sehr unangenehm, auch mussten einige Reeses ĂŒberwunden werden. Teilweise begleiteten des Nachts Delphine die Yacht. Vor der Isle of Skye wurden sogar zwei Orcas gesichtet.
Von den Äußeren Hebriden ging es bei Wind aus NO mit einer StĂ€rke von 6 - 7 Bft und drei bis vier Meter Welle durch den Nordatlantik zu den Orkney Islands. Infolge ĂŒbernommener See kam es hier zu einem Totalausfall der Schiffselektrik. Ohne Positionslichter und Funk, unter Zuhilfenahme zweier Hand-GPS-GerĂ€te, erreichte die Crew 18 Stunden nach dem Ausfall den Hafen von Stromness.

Da sich mangels Strom die Maschine nicht mehr starten ließ, wurde zur Erkundung der Hafenanlagen das Dinghi zu Wasser gebracht. Das anschließende Anlegemanöver unter Segel gelang tadellos.

Am nĂ€chsten Tag war die Schiffselektrik wieder einsatzbereit. Der Weg fĂŒhrte durch die geschichtstrĂ€chtige Bucht Scapa Flow und durch den Pentland Firth zurĂŒck in die Nordsee. Im Pentland Firth waren teilweise Stömungen bis zu 8 Knoten zu verzeichnen. Der RĂŒckweg ĂŒber die Nordsee war anfangs bei drehenden Richtungen Ă€ußerst windschwach. Es wurde zunĂ€chst sehr zeitaufwendig versucht, so nah wie möglich an der Ideallinie vor dem Wind zu kreuzen.
Nach der reichlichen HĂ€lfte der Strecke frischte es dann auf 3 - 4 Bft aus NNW auf, so dass Bergen sicher angelaufen werden konnte.
Der noch zur VerfĂŒgung stehende Reservetag wurde genutzt, um ins Stadtzentrum von Bergen zu segeln und die wunderbare Fjordlandschaft vom Boot aus zu genießen.

Quelle: Dr. Großwig

Törnbericht mit Fotos:
veröffentlicht im Regattakalender 2012 des SVS
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