Segler-Verband Sachsen e.V.

(SVS)

Von den Azoren bis Hamburg: DSV zeichnet beim Fahrtenwettbewerb herausragende Törns aus

Fahr­ten­wett­be­werb 2023-24: Das sind die Ge­win­ne­rin­nen und Ge­win­ner

Ham­burg, 20. Ok­to­ber 2025 - Mit ins­ge­samt elf Prei­sen für span­nen­de und her­vor­ra­gend or­ga­ni­sier­te Se­gel­törns hat der Deut­sche Seg­ler-Ver­band auch in die­sem Jahr wie­der Seg­le­rin­nen und Seg­ler aus­ge­zeich­net. 60 Crews hat­ten ih­re Rei­sen im Rah­men des DSV-Fahr­ten­wett­be­werbs ein­ge­reicht.


Bei ei­ner fei­er­li­chen Ver­an­stal­tung im Mu­se­ums­ha­fen Oevel­gön­ne an der El­be in Ham­burg wur­den die Aus­zeich­nun­gen über­reicht. Erst­mals wur­de in die­sem Jahr auch ein Pu­bli­kums­preis ver­ge­ben. Eh­ren­gast des Abends war Blau­was­ser-Le­gen­de Jim­my Cor­nell.

Wir stel­len die im wahrs­ten Sin­ne des Wor­tes aus­ge­zeich­ne­ten Rei­sen und die Preis­trä­ge­rin­nen und Preis­trä­ger vor:

Com­mo­do­re-Preis und Gold in der Ka­te­go­rie See – Jan-Erik Kru­se mit der „Se­a­mons­ter“

Schon 2001 ent­steht in Fal­mouth die Idee: Ei­nes Ta­ges will Jan-Erik Kru­se das tra­di­ti­ons­rei­che Azo­res and Back Race se­geln. Zwei Jahr­zehn­te spä­ter, 2023, er­füllt sich der Be­rufs­pi­lot die­sen Traum. Mit der Fa­mi­li­en­yacht „Se­a­mons­ter“, ei­ner Na­jad 361, star­tet er in Fal­mouth al­lein Rich­tung Azo­ren und zu­rück – das le­gen­dä­re AZAB, ei­ne der äl­tes­ten bri­ti­schen Hoch­see­re­gat­ten, die nur für Ein­hand- und Zwei­hand-Crews zu­ge­las­sen ist. Für die­se her­aus­ra­gen­de Leis­tung wur­de Kru­se aus dem Cospu­de­ner Yacht Club Mark­klee­berg im Fahr­ten­wett­be­werb des Deut­schen Seg­ler-Ver­bands mit dem Com­mo­do­re-Preis und Gold in der Ka­te­go­rie See aus­ge­zeich­net. Nach dem Ren­nen nahm er Ab­schied von der „Se­a­mons­ter“, die 25 Jah­re lang Fa­mi­li­en­schiff war – und be­gann mit sei­ner Se­ascape 18 ein neu­es seg­le­ri­sches Ka­pi­tel.

Gu­drun-Cal­li­ga­ro-Preis – Mar­ga Keyl mit der „Gi­ta­na“

Mar­ga Keyl von der Ver­ei­ni­gung Ham­bur­gi­scher Yacht-Seg­ler ist die Ge­win­ne­rin des Prei­ses für Skip­pe­rin­nen. Die Ham­bur­ge­rin se­gelt ih­re Con­test 36S „Gi­ta­na“ meist al­lein oder mit klei­ner Crew. An ih­rem 40. Ge­burts­tag fass­te sie den Ent­schluss, den Traum von der Welt­um­se­ge­lung selbst in die Hand zu neh­men – auch oh­ne Se­gel­part­ner. 2020 kauf­te sie die „Gi­ta­na“ in Spa­ni­en, über­führ­te sie größ­ten­teils so­lo nach Ham­burg, re­fit­te­te sie dort und rüs­te­te sie für die Lang­fahrt aus. 2022 folg­te die ers­te gro­ße So­lo-Ost­see­run­de, an­schlie­ßend der Törn von Ham­burg zu den Ka­na­ren. Ak­tu­ell liegt die „Gi­ta­na“ auf Gre­na­da in der Ka­ri­bik. „Ich möch­te an­de­ren Frau­en Mut ma­chen, ih­ren Se­gelt­raum zu ver­wirk­li­chen – lie­ber al­lein als gar nicht!“, sagt Mar­ga Keyl.

Fa­mi­li­en­preis – Sa­rah Ruiz García und Se­bas­ti­an John­ke mit der „Luna­tix“

Sa­rah Ruiz García und Se­bas­ti­an John­ke von der Seg­ler­ver­ei­ni­gung Ha­vel ver­brach­ten ih­re El­tern­zeit kom­plett an Bord ih­rer X-332 „Luna­tix“ – ge­mein­sam mit ih­ren Kin­dern Mar­tha und Hu­go. Die Ber­li­ner se­gel­ten von ih­rem Hei­mat­re­vier über Stet­tin und Born­holm in die schwe­di­schen Ost­schä­ren – ins­ge­samt 999 See­mei­len. Vie­les da­von im „Ein­hand-plus-Mo­dus“, da Sohn Hu­go erst sie­ben Mo­na­te alt war. Gu­te Pla­nung mach­te auch län­ge­re Etap­pen mög­lich, et­wa 80 See­mei­len von Świnoujście nach Born­holm. Be­lohnt wur­de die Fa­mi­lie mit un­ver­gess­li­chen Mo­men­ten: Wan­dern, Klet­tern, Ba­den und An­kern in der Ein­sam­keit der Schä­ren. Das Fa­zit: Je­der­zeit wie­der!

Star­ter-Preis – Ju­dith To­lomel­lo mit der „Pas­si­on“

Ju­dith „Ju­les“ To­lomel­lo vom Se­gel­ver­ein Spei­cher­see Ems­land er­hielt den erst­mals ver­ge­be­nen Star­ter-Preis. Die Ho­tel­ma­na­ge­rin aus Schüt­torf ist ei­ne seg­le­ri­sche Senk­recht­star­te­rin: 2023 kauf­te sie sich ei­ne Deh­ler 31, oh­ne je­mals zu­vor ge­se­gelt zu sein. Mit viel Lern­be­reit­schaft, Men­to­ren­hil­fe und gro­ßem En­ga­ge­ment eig­ne­te sie sich in kur­zer Zeit al­le nö­ti­gen Kennt­nis­se an. 2024 nahm sie sich neun Wo­chen Se­ge­l­aus­zeit und se­gel­te von Fries­land über die Nord­see, den NOK bis in die Ost­see und zu­rück – rund 1.000 See­mei­len, größ­ten­teils al­lein. Ihr Fa­zit: „Die­ser Törn hat mich nicht nur als Seg­le­rin, son­dern auch als Mensch wach­sen las­sen.“ In­zwi­schen se­gelt sie ih­re neue 37-Fuß-Malö „Cou­ra­ge“ und plant Rei­sen in den Nor­den – Schritt für Schritt.

Preis­trä­ge­rin­nen und Preis­trä­ger in der Ka­te­go­rie See

Sil­ber: Dr. Tho­mas Weh­ner mit der „On the Rocks“

Tho­mas Weh­ner vom Han­no­ver­schen Yacht-Club er­füll­te sich 2023 ei­nen lang­ge­heg­ten Traum: Sei­ne Rei­se führ­te über den Nord-Ost­see-Ka­nal ent­lang der west­eu­ro­päi­schen Küs­te und die Ka­nal­in­seln die Bis­ka­ya über­que­rend nach Ma­dei­ra und dann wei­ter zu den Ka­na­ren und den Azo­ren. Zehn Crews teil­ten sich das Aben­teu­er, per­fekt or­ga­ni­siert mit Flü­gen und Wech­sel­plä­nen – trotz man­cher An­spie­lung auf ei­nen „Bus-Fahr­plan“. Am En­de war der Törn ein vol­ler Er­folg, bei dem je­de Crew ih­re Wunsch­stre­cke se­geln konn­te.

Bron­ze: Su­san­na Huht­anen mit der „Lil­le Ø“

An­fang April 2024 star­te­ten Skip­pe­rin Su­san­na Huht­anen vom Seg­ler Club Gothia und Mit­seg­ler Ber­gie in Stet­tin mit ih­rer „Lil­le Ø“. Über Ko­pen­ha­gen und Sta­van­ger se­gel­ten sie zu den Shet­land­in­seln, wei­ter auf die He­bri­den und schließ­lich über Ma­dei­ra zu den Ka­na­ren – nach Las Pal­mas, wo die Rei­se en­de­te. Huht­anen und ih­re Crew konn­ten bei der Preis­ver­lei­hung nicht da­bei sein – sie se­geln in­zwi­schen wei­ter, in Bra­si­li­en.

Preis­trä­ge­rin­nen und Preis­trä­ger in der Ka­te­go­rie Küs­te

Gold: Ma­ri­na Hei­ne mit der „Lil­le Vind“

Ma­ri­na Hei­ne von der Seg­ler­ver­ei­ni­gung Ha­vel se­gel­te ihr In­ter­na­tio­na­les Fol­ke­boot „Lil­le Vind“ von Ber­lin ins schwe­di­sche Ly­se­kil und zu­rück nach Barth. An­lass war ei­ne Ein­la­dung zur Schwe­di­schen Meis­ter­schaft der IF-Klas­se. Mit wech­seln­den Crew­mit­glie­dern meis­ter­te sie die Rei­se trotz wid­ri­ger Wet­ter­be­din­gun­gen – und ge­noss den „Spi­rit der Klas­se“ in Schwe­den, auch oh­ne an der Re­gat­ta teil­zu­neh­men.

Sil­ber: Gui­do Marx mit der „Play­mo­bil“

Gui­do Marx vom Seg­ler­club Laa­cher See May­en se­gel­te 2024 über Po­len, Li­tau­en, Lett­land, Est­land und Finn­land bis zu den Åland-In­seln. Um Ka­li­nin­grad zu um­ge­hen, schloss er sich drei wei­te­ren Yach­ten an und se­gel­te mit ih­nen et­was wei­ter west­wärts im Kon­voi. Auf der Rück­rei­se führ­te die Rou­te ent­lang der schwe­di­schen Schä­ren­küs­te und durch die Dä­ni­sche Süd­see. Be­son­ders be­ein­druckt zeig­te sich Marx von den herz­li­chen Be­geg­nun­gen in den bal­ti­schen Staa­ten. Sein Schiff liegt in­zwi­schen in Por­tu­gal.

Bron­ze: Olaf Quast mit der „Aus­tra­lia“

Mit sei­ner Zwei­er-Crew se­gel­te Olaf Quast vom Seg­ler-Ver­ein Pa­der­born sei­ne Deh­lya 25 von Nieuw­po­ort über den Är­mel­ka­nal nach Lon­don. Der an­spruchs­vol­le Törn for­der­te prä­zi­se Ge­zei­ten­na­vi­ga­ti­on und Durch­hal­te­ver­mö­gen – be­lohnt durch den un­ver­gess­li­chen Mo­ment, auf ei­ge­nem Kiel die Tower Bridge zu er­rei­chen.

Pu­bli­kums­preis – Man­fred Thies­sen mit der „Ygg­dra­sil“

Erst­mals durf­te das Pu­bli­kum mit­ent­schei­den: Fünf Crews prä­sen­tier­ten ih­re Rei­sen in Kurz­vor­trä­gen. Das Pu­bli­kums­vo­tum ge­wann das Ehe­paar Thies­sen vom Bei­den­fle­ther Seg­ler-Ver­ein. Ihr Boot „Ygg­dra­sil“ – ein Ei­gen­bau aus Holz und GFK nach ei­nem Ent­wurf von Ju­del/Vro­li­jk – führ­te sie 2024 von der Nord­see durch den Eng­li­schen Ka­nal in die Bre­ta­gne bis nach Van­nes. Trotz ge­sund­heit­li­cher Her­aus­for­de­run­gen be­ein­druck­te das Paar mit sei­nem Mut, sei­ner Lei­den­schaft und sei­ner Lie­be zum Meer. Der Ap­plaus des Pu­bli­kums war ih­nen si­cher.

DSV-Prä­si­den­tin Mo­na Küp­pers gra­tu­lier­te ge­mein­sam mit dem Vi­ze­prä­si­den­ten für Fahr­ten- und Frei­zeit­s­e­geln Claus Funk den Preis­trä­ge­rin­nen und Preis­trä­gern per­sön­lich. Sie sag­te: „Der Fahr­ten­wett­be­werb zeigt je­des Jahr aufs Neue, wie viel­fäl­tig und in­spi­rie­rend Se­geln sein kann – fern­ab aus­ge­tre­te­ner Pfa­de, mit be­son­de­ren Zie­len, in­di­vi­du­el­len Ziel­set­zun­gen oder be­son­de­ren Crew­kon­stel­la­tio­nen, die Rück­sicht und Zu­sam­men­halt er­for­dern. Die­se Rei­sen in­spi­rie­ren und ma­chen Lust, das ge­ra­de ein­ge­win­ter­te Schiff am liebs­ten so­fort wie­der ins Was­ser zu brin­gen.“

Eh­ren­gast Jim­my Cor­nell – „Ich bin wie ihr“

Blau­was­ser-Le­gen­de Jim­my Cor­nell war Eh­ren­gast des Abends. Der 85-Jäh­ri­ge blickt auf ein au­ßer­ge­wöhn­li­ches Seg­ler­le­ben zu­rück: drei Welt­um­se­ge­lun­gen, über 200.000 See­mei­len, die Durch­que­rung der Nord­west­pas­sa­ge und die Grün­dung der At­lan­tic Ral­ly for Crui­sers (ARC). In Ham­burg er­zähl­te er aus sei­nem be­weg­ten Le­ben – vom Auf­wach­sen im deutsch­spra­chi­gen Teil Ru­mä­ni­ens bis zu den ent­le­gens­ten Win­keln der Welt. Sei­ne Bot­schaft: Mit Mut und Lei­den­schaft ist vie­les mög­lich, was zu­nächst un­er­reich­bar scheint.

Cor­nell schloss sei­nen Vor­trag mit den Wor­ten: „Ich bin nichts Be­son­de­res. Ich bin wie ihr!“ DSV-Prä­si­den­tin Mo­na Küp­pers über­reich­te ihm als Dank das Buch „Frei­heit“ von An­ge­la Mer­kel, das er sich ge­wünscht hat­te. Denn, so Cor­nell: „Frei­heit ist im Le­ben das höchs­te Gut.“

Über den DSV-Fahr­ten­wett­be­werb

Der Fahr­ten­wett­be­werb des DSV ge­hört zu den tra­di­ti­ons­reichs­ten Aus­zeich­nun­gen im deut­schen Se­gel­sport – ihn gibt es seit über 100 Jah­ren. Er wür­digt her­aus­ra­gen­de und vor­bild­li­che Se­gel­rei­sen auf Bin­nen-, Küs­ten- und Hoch­see­re­vie­ren. Ei­ne Ju­ry aus er­fah­re­nen Seg­le­rin­nen und Seg­lern be­wer­tet die ein­ge­reich­ten Törns nach fes­ten Kri­te­ri­en: Vor­be­rei­tung der Rei­se, Törn­durch­füh­rung, Qua­li­tät der Auf­zeich­nun­gen, Vor­bild­cha­rak­ter so­wie po­si­ti­ve und ne­ga­ti­ve Be­son­der­hei­ten. Ziel ist es, En­ga­ge­ment, see­män­ni­sches Kön­nen und Lei­den­schaft für das Fahr­ten­se­geln zu wür­di­gen – und an­de­re Seg­le­rin­nen und Seg­ler zu in­spi­rie­ren, selbst in See zu ste­chen. Wer nun Lust be­kom­men hat, kann noch bis zum 31. De­zem­ber 2025 sei­ne Rei­se für den Fahr­ten­wett­be­werb 2025 ein­rei­chen. Mehr In­for­ma­tio­nen gibt es hier.

Fo­tos der Preis­trä­ge­rin­nen und Preis­trä­ger 2023-24:
picdrop.com/dsv/Fahrtenwettbewerb2023-24

Pres­se­kon­takt
Deut­scher Seg­ler-Ver­band e. V.
Chris­tia­ne Per­le­witz, Li­na Na­gel
Gründ­gens­stra­ße 18
22309 Ham­burg
pres­se@dsv.org
Tel.: 040 632009-11/-50
www.dsv.org