Segler-Verband Sachsen e.V.

(SVS)

Segler-Verband-Sachsen Stander-Jolle

Das 7. Sächsische Wassersportgespräch zur Beach und Boat in Leipzig

Die neuen Leipziger Häfen, Maut auf den Bundeswasserstraßen, die Bedeutung der Talsperre Pöhl für Fremdenverkehr und Segelsport sowie Erkenntnisse aus dem Fränkischen Seenland und vom Partwitzer See waren die Themen des im Rahmen der Fachmesse BEACH & BOAT 2015 veranstalteten 7. Wassersportgespräch des Segler-Verband Sachsen.

Dr. Jens Tusche, der Präsident des Segler-Verbandes Sachsen, betonte in seiner Begrüßung der rund 50 Gäste aus Behörden, Organisationen und der Segelvereine des Landes, dass Sachsen zu einem Wassersport-Paradies heranwächst, dessen nutzbare Wasserfläche sich im Endausbau im Vergleich zu 1990 verdreifachen wird. Diese neuen wassersportlichen Möglichkeiten schaffen aber eventuell neues Konfliktpotential. Das in Zusammenarbeit mit der Messe Leipzig veranstaltete Wassersportgespräch soll diesen Prozess optimal begleiten und dem Gedankenaustausch zwischen den Sportverbänden, der Politik, den Behörden und der (Sport-)Wirtschaft dienen.
Auch Martin Buhl-Wagner, der Sprecher der Geschäftsfu¨hrung der Leipziger Messe, erwähnte, dass derzeit etwas Großartiges in der Region passiere. Die entstehenden Seen, die zwar noch nicht aus dem Bergbaurecht entlassen seien, bilden einen Freizeitwert in Gegenden, die man vor 25 Jahren nur mit einer Nasenklammer hätte betreten können.
Änderungen in der neuen Sächsischen Schifffahrtsverordnung stellte Hubertus Schröder aus der Abteilung Verkehr des Sächsischen Staatsministeriums fu¨r Wirtschaft, Arbeit und Verkehr vor. Sie wurden nötig, da durch das zusammenhängende Revier im Lausitzer Seenland gleichlautende Bestimmungen hinsichtlich der Fahrerlaubnispflicht für die Bundesländer Brandenburg und Sachsen geschaffen werden mussten. Bei der letzten Änderung der Schifffahrtsordnung 2009 im Abgleich mit der EU-Verordnung wurde keine Beteiligung der Betroffenen durchgeführt. Dies führte nach den Worten von Hubertus Schröter zu Mängeln, die nunmehr in der Fassung vom 7. August 2014 behoben wurden. So wurde die Fahrerlaubnispflicht im Motorbetrieb von 5 auf 15 PS heraufgesetzt, die bisherige Regelung für Segelboote über 6 m2 Segelfläche wurde gänzlich gestrichen und die Einführung einer in der letzten Änderung nicht beachtete Bestandsschutzregelung für Altfahrzeuge (Fahrgastschiffe bis 25 Personen) nachgeholt. Aufnahme in die gesetzliche Regelung fand auch der Charterschein, wobei Schröder der Meinung war, dass Bootsverleiher wohl doch eher einen echten Führerschein vorziehen würden. Weitere Vorschläge für eine Überarbeitung hinsichtlich der Fahrerlaubnisse, der Schifffahrtszeichen und der möglichen Einsetzung einer bundesländerübergreifenden Untersuchungskommission sowie der Absprache der genauen Zuständigkeiten in den einzelnen Behörden könnten nun ohne Zeitdruck überprüft werden.
Dr. Jens Tusche ging auf das Thema Maut auf Bundeswasserstraßen und die Auswirkungen auf den Wassersport ein, die durch ein Gesetz eingeführt wurde, das derzeit nicht umgesetzt wird. Da das Prinzip der Vollkostendeckung herrscht, würden die Gebühren die gemeinnützigen Vereine an den Bundeswasserstraßen wie die Elbe schwer treffen. Deshalb unterstützt der Segler-Verband Sachsen die Forderung der anderen Wassersportverbände, keine Maut zu erheben.
Die Talsperre Pöhl ist die drittgrößte Talsperre Sachsens, an der rund ein Drittel der sächsischen Segelsportler ihren Sport betreiben. „Der See dient dem Hochwasserschutz, der Niedrigwassererhöhung der Weißen Elster, der Energiegewinnung, aber auch dem Tourismus und der Naherholung, wobei es immer wieder kleine Kollisionen zwischen dem Hauptzweck und dem Tourismus gibt.“ führte Rolf Keil, der 1. Beigeordneter des Vogtlandkreis und Vorsitzender des Zweckverbandes Talsperre Pöhl aus.
Die Zahl der Regatten sei ausgereizt, aber höherklassige Veranstaltungen durch die sieben Vereine mit 517 Mitgliedern am See sind immer erwünscht, da sie das Freizeitangebot mit Campingplätzen, Fahrgastschiffen, einem Golfplatz und einer Surf- und Segelschule der seit über 50 Jahre gefluteten Talsperre ergänzen, so Keil weiter.
Ein Thema in der nahen Zukunft sprach Angela Zábojnik, die Abteilungsleiterin Wasserwirtschaft/ Flächenmanagement der Stadt Leipzig an: „Anker werfen mitten in der Stadt -Potentiale des Stadthafens Leipzig und der Marina Leipzig-Lindenau“. Im Stadthafen wurde die Außenmole fertig gestellt, das bis 2018 zu erbauende Hafenbecken soll barrierefrei erreichbar sein und rund Liegeplätze für 50 Sportboote und 60 Kleinboote enthalten.
In Lindenau wurde der vorhandene Kanal mit der Flutung am 29. Januar 2015 an das Leipziger Neuseenland angebunden, die Anbindung des Hafens an die Saale bei Leuna sei aber noch Zukunftsmusik, so die Verantwortliche für den Wasserbau in Leipzig, die betonte, dass die vor dem Zweiten Weltkrieg in der Zeit von 1937 bis 1943 entstandenen Einrichtungen wie die Luisenbrücke erstmals von Wasser umspült werden. In Lindenau sollen mit einem Auftragsvolumen von 2,7 Millionen Euro 181 Wasser- und 60 Landliegeplätze entstehen, dazu 2017 eine Slipanlage und entsprechende Bootshäuser, auch für die Vereine.
Heinz Kolb von der Landesdirektion Sachsen gab einen Überblick über den Stand der Fertigstellung von Tagebaugewässern fu¨r die Schifffahrt am Beispiel des Zwenkauer und des Partwitzer Sees sowie die Vorgehensweise in den einzelnen Planungsphasen.
Der ehemalige Pressereferent des Bayerischen Seglerverbandes Manfred E. Fritsche zeigte mit seinem Erfahrungsbericht „ Das fränkische Seenland - 15 Jahre nach Start“ einige Gründe der in den letzten acht Jahren um 20 Prozent geschrumpften Mitgliederstände bei den Vereinen in dieser Region auf. Neben der Überalterung sowie der von einem Architekturbüro vorgeschriebenen Bauweise der Clubhäuser, die den Vereinen Kosten von bis zu einer Höhe von einer Million Mark verursachten, spielte dabei das von der Flutung des Großen Brombachsee im Jahre 2000 bis 2009 herrschende Übernachtungsverbot auf den Schiffen ein große Rolle für die Abwanderung. Das Preis-Leistungsverhältnis in den Häfen bei einer Liegeplatzgebühr von 1250 Euro von April bis Oktober lässt ebenso Vereinssegler abwandern, da für diesen Preis nur eine mit zwei Ampere abgesicherte Steckdose am Steg, zwei Toiletten im Hafenmeisterhäuschen außerhalb des abgesperrten Hafengeländes, die in der Sommersaison von Tausenden von Badegästen mitbenutzt werden sowie Duschräume in einer Entfernung von etwa über einem Kilometer zur Verfügung stehen.
Dass die Häfen mit 1200 Liegeplätzen und der daraus entstehenden Kostenkalkulation eine Überplanung war, zeigt, dass diese Liegeplätze nie besetzt werden konnten und nun der Hafen Pleinfeld mit 94 Wasserliegeplätzen abgebaut wurde.
Die Umsiedlung des „1. Segelclub Knappensee“ und des „Oberlausitzer Segelclubs“ an den Partwitzer See sowie deren Zusammenschluss als „1. Segelclub Partwitzer See“ wurde von Dr. Mathis Schmidt als Gewinn für die Mitglieder herausgestellt. Innerhalb eines Jahres konnte der neue Verein in Eigenleistung ein Vereinsheim am neuen Revier erstellen, so dass den Mitgliedern ab der kommenden Saison eine größere Wasserfläche für ihren Sport zur Verfügung steht. Zudem, so Schmidt, sei durch die beeindruckende Eigenleistung das Zusammengehörigkeitsgefühl der Mitglieder enorm gesteigert worden. Durch das große Engagement, den Fleiß und das Durchhaltevermögen vieler Vereinsmitglieder kam es zu keinem Einbruch bei der Durchführung des Segelsports und durch den Neuanfang am größeren Partwitzer See stehen weitere Entwicklungsmöglichkeiten offen.
Der Präsident des Seglerverbandes Sachsen Jens Tusche dankte in seinem Schlusswort den Referenten und Teilnehmern für ihr großes Interesse und das Durchhaltevermögen. „30 Minuten Überziehung und trotzdem noch ein voller Saal und eine intensive Diskussion - das spricht für die Veranstaltung.“, so Tusche. Er dankte zudem Heinz Kolb für seine Mitwirkung im Vorbereitungsausschuss und endete mit der Feststellung, dass der gut gefüllte Saal nach einer Fortsetzung der Wassersportgespräche verlangt: am 19. Februar 2016 findet die 8. Auflage der Veranstaltung statt. Manfred E. Fritsche

Manfred E. Fritsche